Der unheimliche Gast by Hans Heidsieck

Der unheimliche Gast by Hans Heidsieck

Autor:Hans Heidsieck [Heidsieck, Hans]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-04-11T00:00:00+00:00


„Herr Schreiber! Bitte ans Telephon!“

„— — Hier Prokurist Schreiber!“

„Herr Schreiber persönlich?“

„Wer ist denn dort?“

Stille.

„Wer ist denn dort, bitte —? — Hallo! — — —“ Schreiber zerrt nervös an der Schnur des Hörers. Niemand meldet sich mehr. Er ruft das Amt an:

„Fräulein, ich wurde doch eben verlangt?“

„Bedaure — ich kann Ihnen keine Auskunft geben.“

Zum Donnerwetter — was war denn los?!

Verärgert geht der Prokurist an seine Arbeit zurück ...

Inzwischen erhält in seiner Wohnung seine Frau Besuch. Ein großer, interessant aussehender Mann steht vor ihr.

„Frau Schreiber? — Ist Ihr Mann nicht zu Hause?“

„Nein! — Was wünschen Sie denn?“

„Ich bin ein guter Freund eines Vetters von Ihrem Gatten —.“

„Welcher Vetter —?“

„Herr Gebhard. — Fritz Gebhard aus Holzhausen. Es handelt sich um einen Geldbetrag, den ich Ihrem Gatten zu überbringen habe.“

Frau Schreiber zuckt halb freudig, halb erschrocken zusammen.

„Ach so — das Geld für — — —“

Herr Stolberg zwinkert vergnügt mit den Augen:

„Na ja — natürlich! Ich bin übrigens ganz im Bilde, Frau Schreiber!“

„Bitte treten Sie doch erst einmal näher! Also — Sie wissen von der Geschichte — —?“

„Natürlich! — Gebhard und ich sind sehr intim zusammen. Ich habe ihn ja überhaupt erst auf den Dreh gebracht.“

„Na — hören Sie — — ich hätte meinem Mann ja abgeraten. Aber da war es bereits zu spät. Wenn nichts herauskommt, soll es mir ja recht sein. Aber wissen Sie — — so ein Schwindel!“

„Jetzt ist nichts mehr zu ändern. Schade, daß Ihr Mann nicht zu Hause ist. Ich muß ihm die Summe persönlich geben.“

„Ach — mir können Sie das Geld ebensogut anvertrauen!“

Stolberg macht eine energisch abweisende Handbewegung:

„Es tut mir leid, — ich habe es Fritz in die Hand versprochen.“

„Na — dann gehen Sie zu Struve und Kompagnie, da ist er tätig. Nehmen Sie rasch noch einen Bitteren, — was anderes habe ich leider nicht da.“

Der Besucher verabschiedet sich, ohne den Bitteren genommen zu haben. Er kann um diese Zeit ‚so ’ne scharfe Sache‘ noch nicht vertragen.

Herr Stolberg begibt sich geradeswegs zu Kommissar Engelbach. Engelbach sitzt, über Akten gebeugt, grübelnd in seinem Arbeitszimmer. Zwei steile Falten stehen auf seiner Stirn; die scharfen Züge scheinen noch mehr als sonst umrissen zu sein.

„Guten Tag, Herr Kollege — was wünschen Sie?“

„Eine sensationelle Wendung in der Doppelmordsache. — Sie müssen sofort den Prokuristen Schreiber verhaften lassen.“

Engelbach springt empor:

„Was? — Schreiber? — Bei Struve und Kompagnie?“

„Bei Struve und Kompagnie, jawohl, Herr Kommissar.“

„Bitte Begründung!“

Stolberg legt zwei Photographien vor ihm auf den Tisch:

„Hier — bitte!“

„Was soll das? Ah — das ist die Ermordete!“

„Ja — und das auch!“

„Das auch? — Ich verstehe Sie nicht, das ist doch eine andere Person!“

„Finden Sie? — Diese Person ist Frau Gebhard.“

Engelbachs Züge zeigen Verblüffung. „Dann wäre — die Ermordete — — also gar nicht Frau Gebhard gewesen!“

„Nein!“

Einige Sekunden lang herrscht eine unheimliche Stille im Raum. Dann knipst Engelbach mit den Fingern der linken Hand, als ob er dadurch einen Gedanken hervorschnellen könne.

„Sie wollen also behaupten —,“ sagt er, rasch kombinierend „daß die Aussage Gebhards, die Tote sei seine Frau, eine Lüge war, — und daß Schreiber ihn dabei unterstützt hat?“

„Ganz meine Meinung, Herr Kommissar.



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